Gemeindehaus Aach

Objekt:
Gemeindehaus Aach
Realisierung:
2015
Location:
Aach
Animation:
BIEHLER WEITH

„Der Innenraum des Außenraums ist Außenraums des Innenraums“  ( Bernard Tschumi )

[...]

Die Aufgabe, an ein bestehendes Kirchengebäude mit einem Neubau anzuschließen ist eine
Herausforderung , vor allem wenn dieser einerseits als Kirchenerweiterung genutzt werden soll,
andererseits dort auch zukünftig Treffen und Veranstaltungen untergebracht werden die außerhalb des
Gottesdienstes stattfinden. Hinzu ist es wichtig dass das Pfarrbüro als alltägliche Anlaufstelle, als eigene
Institution funktioniert.

Veranstaltungen mit sakralem Hintergrund, Konzerte, gemeinsames Kochen, Konfrimandenstunden,
Kinderkirche; all dies soll zukünftig unter einem Dach zusammengefasst werden.
Unterschiedlieche Nutzungen - gleiches Anforderungsprofil.

Hohe Flexibilität, der Bezug zum Außenraum und eine einheitlich identitätsstiftende Adresse stehen an
oberster Stelle. Der kompakte Grundriss der zusammengefassten Funktionen bildet eine klar gegliederte
Zone im rückwertigen Bereich aus. Diese wird durch eine Art Versorgungsfilter vom Foyer und dem Saal
abgetrennt. Nicht nur für die Wirtschaftlichkeit ist dies ein enormer Vorteil, sondern erhöht auch in den
übrigen Bereichen die Flexibilität der räumlichen Ausnutzungen.

Die Entscheidung, den bestehenden Anbau abzureißen, unterliegt weniger städtebaulichen
Gesichtspunkten als architektonischen. Der neue Anbau schließt in ähnlicher Weise an den bestehenden
Kirchenraum an, erweitert sich jedoch um eine Achse in Richtung Südwest. Die Möglichkeit die
Erweiterung des Kirchenraums an den liturgischen Ort anzuschließen war ein entscheidendes Kriterium.
Es besteht die Möglichkeit, auch während des Gottesdienstes den zweiten Teil des Saales für eine
andere Veranstaltung zu nutzen, wie beispielsweise der Kinderkirche. Diese kann sich, alternativ zum
neuen Innenhof, auch zu den Freiflächen im Nordosten ausbreiten, was bei einer eventuell anfallenden
Geräuschkulisse während eines Gottedienstes von Vorteil sein kann.

Der zweite Teil des Gebäudes spannt sich um das neue Foyer Richtung Südwest auf und bildet so einen
neuen Innenhof zwischen Neubau und Kirche welcher im direkten Zugang von den Saalteilen und vom
Foyer aus erreicht werden kann.

Beide Säle lassen sich seperat über das Foyer erschließen und haben einen direkten Anschluss zu den
Freianlagen. In einem weiteren Gedankenschritt wäre sogar denkbar, durch die Verlegung des
Treppenhauses zur Empore, auch einen direkten Ausgang von der Kirche aus zum Innenhof zu erhalten.
Der Standort der Küche ermöglicht eine direkte Anbindung an den Saal, mit eigenem Zugang, das Foyer
kann seperat bedient werden. Dies stellt eine erheblich Erleichterung für die organisatorischen Abläufe
dar, beispielsweise bei doppelt veranschlagten Veranstaltungen.

Dem Saal direkt zugeorndet sind der Abstellraum sowie die Technik (Zugang auch von außen möglich).
Über den Versorgungsfilter im Foyer, die den jeweiligen Nutzungen zugeorndnet sind, wie beispielsweise
Garderobe (Foyer), Theke (Küche). Saal (Abstellraum) und Staumöglichkeiten (Toiletten, Pfarramt), gelangt
man zu den Toilettenräumen und im rückwertigen Bereich zum Pfarramt. Dieses hat zusätzlich auch seine
eigene „Adresse", welchen man direkt vom Bereich der Parkplätze erreichen kann.

Die Gebäudeform mit seinem keilförmig zulaufendem Foyer soll zum einen eine einladende Geste
hervorufen indem der Arm über die Gesamtlänge der Kirche herausragt, zum anderen bildet er einen
Innenhof der vom Saal und auch vom Foyer aus zugänglich ist.

Des weitere richten sich, im Zuge der wirtschaftlichen Grundrissgestaltung, Größe und Form des Foyers
nach seinen Nutzungen die sich ihm anschließen. Der größte Raum ist dem Bereich vor dem Saal
zugeorndet, der kleinere vor dem Pfarrbüro welcher diesem bei Bedarf auch zugeschalten werden kann.
Das Konzept der Fassadengestaltung kennzeichnet durch seine Einklappungen klar die Eingänge und
Freiflächenzugänge. Im Nordosten schließt sich unserem Fassadenprinzip der Geräteschuppen an der
von Außen aus zugänglich gemacht wird und natürlich belüftet wird.

Die Perforierung der Fassade ist Vermittler zwischen sakraler Raumwirkung und Alltagsgeschehen. Die
Möglichkeit besteht, die Form der kleinen Öffnungen auch in unterschiedlichen Farben zu gestalten, in
Anlehnung an die bereits bestehende Buntglasverglasung der Kirche. Unter dem Aspekt der
Nachhaltigkeit möchten wir das Gebäude in Massivbauweise errichten mit dem Einsatz von natürlichen
und heimischen Materialien. Die Dynamik des Gebäudes wird dadurch besonders betont.

Eine kontrastreiche Differenzierung bei den gewählten Materialien ergibt eine klare Trennung zwischen
Kirchenraum und Neubau, jedoch ist es uns wichtig dass eine Zusamengehörigkeit der Gebäudeteile klar
erkenntlich wird. Durch das einbeziehen des Kirchenturms in das neu gewählte Material entsteht eine
Dynamik zwischen Kirche und neugeschaffener Dachlandschaft des Gemeindehauses, aber vor allem die
Verbindung zwischen Kirche und dem Gemeindemitglied und der Gemeinschaft.

BIEHLER WEITH